Geld-Alarm! Griechen sorgen sich um ihre deutschen Goldesel - und denken um

Griechenland ist einer der beliebtesten Urlaubsländer der Deutschen. Doch die Goldesel geben weniger Geld aus. Die Hellas-Touristenindustrie denkt um.
Der deutsche Markt bot dem griechischen Tourismus traditionell das größte Reservoir an Besuchern und Einnahmen. Das Anlocken von immer mehr Touristen aus Deutschland galt als risikoloses Geschäftsmodell. Das war einmal. Nun sind Umdenken und Fürsorge angesagt. Die jüngst veröffentlichten Zahlen aus dem ersten Quartal 2025 verursachen bei den Verantwortlichen in Griechenland Sorgenfalten. Der Euro sitzt nicht mehr so locker bei den deutschen Touristen, aber ihre Reiselust bleibt ungebrochen.
Das Geschäft mit dem Urlaub ist volatil. Es wird durch den aktuellen Krieg im Nahen Osten weiter bedroht. Das von Israelis gern besuchte Griechenland ist für sie nun nach der Sperrung des Luftraums unerreichbar. Die griechischen Touristikfirmen müssen mit dem plötzlichen Umsatzausfall zurechtkommen.
Um Touristen und Einheimische vor mittelbaren Kriegs-Auswirkungen zu schützen, schickte Vizepremier Kostis Hatzidakis umgehend Marktkontrolleure durchs Land. Sie sollten nach als Wucher eingestufte Preiserhöhungen für Sprit suchen. Ihm zufolge gäbe es zum jetzigen Zeitpunkt noch keinen Grund für einen hohen Anstieg der Kraftstoffpreise.
Ohnehin versucht die Regierung, die Auswirkungen von Energiepreiserhöhungen auf den Tourismus abzufedern. Als Reaktion auf höhere Preise für CO2-Zertifikate senkte Athen zur Vermeidung höherer Fährpreise und zur Förderung des Tourismus die Hafengebühren. Jede kleinste Veränderung in der touristischen Entwicklung wird mit seismographischer Genauigkeit registriert.
Möglichst nichts soll dem Zufall überlassen werden. Dazu ist die Bedeutung des Tourismus für die Hellenen zu groß. Die „Schwerindustrie“ Tourismus war mittelbar und unmittelbar 2024 gemäß einer Studie des Instituts des Tourismusverbands für rund ein Drittel des Bruttoinlandsprodukts verantwortlich.
Die griechische Notenbank vermeldete in ihrem jüngsten Bericht, dass der Reiseverkehr nach Griechenland im ersten Quartal 2025 im Vergleich zum Vorjahr um 5,4 Prozent angestiegen ist. Mehr als 2,5 Millionen Touristen kamen ins Land und sorgten für einen Umsatz von 1,072 Milliarden Euro, was einem Anstieg von 4,4 Prozent entspricht. Der Einreiseverkehr aus Deutschland trug überproportional zum Anstieg der Besucherzahlen bei. 19,6 Prozent mehr Reisende, insgesamt 244.500 Personen, kamen aus Deutschland nach Griechenland.
Sie ließen jedoch im Vergleich zum Vorjahr mit 113,9 Millionen Euro 16,3 Prozent weniger Geld da. Buchstäblich knapp jeder vierte Touristen-Euro kommt aus Deutschland. Die gesamte Eurozone bescherte der griechischen Urlaubsbranche im ersten Quartal 434,2 Millionen Euro Umsatz, 0,6 Prozent weniger als im Vorjahr. Umsicht ist also geboten.
In Berufung auf den Reisekonzern TUI vermelden die griechischen Medien, dass dieses Jahr ein neuer Rekord hinsichtlich der Anzahl deutscher Touristen zu erwarten ist. Kreta, Rhodos und Kos sollen zu den Top-Reisezielen gehören. Haben die Tourismusunternehmer auf der Jet-Set-Insel Mykonos die Preisspirale überdreht?
Bereits im vergangenen Jahr gab es dort eine Stagnation der Besucherzahlen. Einheimische Touristen können sich einen Urlaub auf Mykonos, Naxos, Santorin und Paros kaum leisten. Es hat den Anschein, als würden auch die Deutschen nun die überteuerten Ziele in Griechenland meiden.

Klar ist: Die Deutschen setzen wieder vermehrt aufs Fliegen. Um 30,4 Prozent nahmen die Flugbuchungen aus Deutschland im Vergleich zur Saison 2022/2023 zu. Imposante Zahlen, die jedoch kein Umsatzwachstum bescheren. Ganz anders die Italiener. Aus Bella Italia kamen im ersten Quartal 127.600 Touristen, ein Plus von 21,4 Prozent nach Griechenland. Sie ließen mit 76,5 Millionen Euro 33,5 Prozent mehr Geld da als im Vorjahr.
Damit die Touristen sich willkommen und sicher fühlen, ist es wichtig, Wucherern und Betrügern Einhalt zu gebieten. Diese Erkenntnis hat sich in Griechenland immer weiter verbreitet. Vor Lokalen, die Touristen abzocken, wird in einschlägigen Internetforen wie Tripadvisor und sozialen Medien gewarnt. Einheimische Medien verfolgen das sehr aufmerksam und stellen Extremfälle von Betrug an Touristen regelmäßig an den publizistischen Pranger. Besonders dreisten Übeltätern droht zudem juristischer Ärger.
Ein Taxifahrer hatte Anfang Juni Touristen statt sechs rund dreißig Euro für eine zwei Kilometer lange Tour vom Hafen von Piräus zu ihrem Ziel abgeknöpft. Angeblich wäre das Taxameter defekt, behauptete der 51-jährige Fahrer. Die Touristen wurden misstrauisch und wandten sich an die Polizei. Die Ordnungshüter verhafteten den Droschkenfahrer und ließen ihn eine Nacht lang in der Zelle schmoren. Am nächsten Morgen wurde er dann vom Schnellgericht verurteilt.
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