Wegen Trump bleiben deutsche Urlauber weg - Ferienhaus-Chef hat jetzt ein neues Problem

Marco Wischmeier vermietet Ferienhäuser in Florida an Touristen. Doch gerade laufen die Geschäfte nicht rund. "Der Tourismus hier ist am Ende", sagt der Unternehmer.
"Bei den Besuchern aus Deutschland und Kanada spüren wir den Rückgang am drastischsten. Und das, obwohl wir die Preise schon um 25 Prozent reduziert haben": Marco Wischmeier, deutscher Besitzer eines Unternehmens für Ferienhausvermietung in Florida, klingt verzweifelt.
"Der Tourismus hier ist am Ende. Ich mache mir große Sorgen, dass der angerichtete Schaden nicht nur während der Amtszeit von Donald Trump anhält, sondern dass auch Jahre danach vieles zerstört bleibt."
Seit siebzehn Jahren vermietet der gebürtige Augsburger Ferienhäuser im "Sunshine State" in Fort Meyers, Naples und Cape Coral. Der Betrieb beschäftigt sechs Angestellte. Seine Ehefrau, die ebenfalls aus Deutschland stammt, macht die Buchhaltung.
"Jedes Mal, wenn in deutschen Medien über mich berichtet wird, kommen zwar enorm viele Anfragen von Interessenten aus Deutschland", verrät Wischmeier. Im April schlug sein erster dramatischer Appell an deutsche Touristen, doch bitte wieder nach Florida zurückzukommen, hohe Wellen.
Auf den FOCUS- online-Bericht folgten Artikel in englischsprachigen Medien, eine Aufzeichnung für das Frühstücksfernsehen von Sat.1 und vergangene Woche wurde Wischmeier vom Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" interviewt.
"Manchmal ergibt sich aus den Berichten die eine oder andere Buchung. Mehr aber auch nicht. Und unterm Strich haben wir jetzt bereits 30 Prozent weniger Umsätze als sonst."
Nach Angaben des US-Zoll- und Grenzschutzes kamen in den vergangenen vier Wochen mit rund 1,9 Millionen internationalen Besuchern sechs Prozent weniger Ausländer in die USA als im Vorjahreszeitraum. Noch zu Jahresbeginn wurde erwartet, dass die Ausgaben ausländischer Gäste im Jahr 2025 um 16 Prozent steigen würden.
Nun deuten Prognosen darauf hin, dass die Branche viele Milliarden weniger umsetzen wird. Für den Sommermonat August liegt der Rückgang von Flugbuchungen aus Europa in die USA laut Buchungsdaten von Fluggesellschaften bei rund zwölf Prozent.
Statt nach Amerika zu fliegen, geben viele ausländische Touristen an, ihren Urlaub lieber im eigenen Land oder in Europa zu verbringen. Einige sagen, sie wollen auf diese Weise ein Zeichen gegen die Trump-Regierung setzen.
"In Florida ist dieser Rückgang jetzt schon ganz klar überall zu spüren: Wirklich täglich stehen bei uns Jobsuchende vor der Tür. Sie suchen Arbeit als Handyman, als Klempner, Gärtner oder als Reinigungskräfte", erzählt Wischmeier.
"Denn natürlich stehen nicht nur unsere Ferienhäuser leer, sondern Hotelbesitzer und Vermieter von anderen Ferienwohnungen haben das gleiche Problem. Alle benötigen jetzt weniger Kräfte. Die Leute stehen also ohne Job da."
Von seinen festen Angestellten habe er bislang noch niemanden entlassen, betont Wischmeier. "Das wird erst die allerletzte Option, um Geld zu sparen. Ich mache es nur, wenn es gar nicht mehr anders geht."
Landesweit machten bislang Kanadier den größten Anteil internationaler Besucher in den USA aus: nahezu ein Viertel aller ausländischen Gäste. Bei ihnen ist der Rückgang am gravierendsten.
So ging der Flugverkehr von Kanada nach Amerika laut Angaben der kanadischen Regierung im April um 20 Prozent zurück – bei Landübergängen wurden sogar 35 Prozent weniger vermeldet.
"Touristen aus Kanada sieht man hier wirklich gar nicht mehr. Und sehr viele Kanadier, die hier ein Ferienhaus besitzen, wollen das jetzt so schnell wie möglich verkaufen – was gerade zu einem absoluten Preissturz der Immobilien führt", bestätigt Wischmeier, der selbst auch als Immobilienmakler tätig ist.
Hoffnungen, dass amerikanische Touristen die Lücke der ausbleibenden ausländischen Besucher füllen könnten, macht er sich kaum. Für Hotelbesitzer und Ferienhausvermieter sind internationale Gäste oft auch deshalb lukrativer, da sie länger bleiben als Amerikaner.
Zudem gibt Wischmeier zu bedenken: "Amerikaner haben doch momentan auch alle weniger Geld, weil hier alles teurer wird – von den Lebensmitteln angefangen bis hin zum Benzin."
Und im Gegensatz zu Europäern könnten Amerikaner auch nicht von dem aktuell schwachen Dollar-Kurs profitieren. "Wir hatten gerade ein paar unserer wenigen loyalen Stammgäste aus München bei uns, die auch dieses Jahr noch ihren Urlaub bei uns gebucht haben. Sie sind dauernd shoppen gegangen, weil es durch den Wechselkurs so billig für sie war."
Auch sonst hätten die Besucher aus Deutschland davon geschwärmt, wie entspannt ihnen Florida diesmal vorgekommen sei: "Sie konnten es kaum fassen, wie günstig inzwischen sogar unsere Luxus-Ferienhäuser sind, wie ruhig es überall ist und wie leer die Strände und die Restaurants sind."
Dass die Erfahrungen dieser Gäste andere in Deutschland ebenfalls zu einem Florida-Urlaub reizen könnten, bezweifelt Wischmeier jedoch: "Viele Deutsche waren ja auch schon vor Trump grundsätzlich ziemlich Amerika-kritisch. Die sagen natürlich, dass sie jetzt erst recht nicht in die USA kommen."
FOCUS