DEB-Team bei der Eishockey-WM: Endspiel ums Viertelfinale

Der Präsident ballte die Faust: Zuversicht ausstrahlen, wird schon wieder, morgen ist ein neuer Tag. Stimmt ja. Aber Tim Stützle sah nicht aus, als wolle er jetzt Kalendersprüche hören. Stützle, der aus den Händen von Peter Merten, Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes, die Auszeichnung als bester deutscher Spieler bekam, war frustriert. Und das war nachvollziehbar. Trotz einer Leistungssteigerung gegenüber den Spielen gegen die Schweiz und die USA kassierte die deutsche Nationalmannschaft am Montag gegen Titelverteidiger Tschechien die dritte WM-Niederlage nacheinander. Und sie fiel mit 0:5 (0:1, 0:2, 0:2) deutlich höher aus als erwartet. Im letzten Gruppenspiel am Dienstag (20.20 Uhr, Pro7 und Magentasport) benötigt das DEB-Team einen Sieg gegen WM-Co-Gastgeber Dänemark, um sich für das Viertelfinale zu qualifizieren.
Bundestrainer Harold Kreis versuchte, der Niederlage nicht zu viel Raum zu geben. Das Spiel gegen die Tschechen sei nicht ohne Bedeutung gewesen. „Aber das Spiel morgen ist noch wichtiger. So wie heute müssen wir auch gegen die Dänen spielen. Mit Leidenschaft und Disziplin über 60 Minuten.“ Für Frust gebe es keinen Grund. „Nein, warum? Das ist vergeudete Energie“, sagte Kreis.
In diesem Jahrtausend gab es für deutsche Teams überhaupt erst einen Sieg bei einer WM gegen Tschechien, und dieser liegt 18 Jahre zurück: Michael Hackert und Michael Wolf trafen 2007 in der damals noch gebräuchlichen Zwischenrunde zum 2:0. Auf der Soll-Seite standen dagegen elf Niederlagen, zuletzt ein 1:4 im WM-Viertelfinale 2022. Schon damals dabei waren David Pastrnak, Tormaschine von den Boston Bruins (43 Saisontreffer in der NHL) – sowie Marcel Noebels, der am Sonntag für den verletzten Lukas Reichel ins DEB-Quartier nach Herning zurückgekehrt war.

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Noebels rückte ins Line-up an die Seite seines Berliner Klubkollegen Leo Pföderl und von Joshua Samanski. Doch gleich das erste Überzahlspiel nutzten die Tschechen zur Führung (6. Spielminute), durch Pastrnak, wen sonst.
Dieses Spiel war gewissermaßen eine Zwischenrunde für sich. Selbst ein glatter Sieg, so viel war klar, würde Deutschland nicht reichen, um sich vorzeitig für das Viertelfinale zu qualifizieren. Aber jeder Zähler würde die Ausgangslage für die abschließende Aufgabe gegen die punktgleichen Dänen verbessern. „Wir haben heute nicht gut genug gespielt, um an Punkte zu denken“, musste Noebels hinterher zugeben. „Wir hatten Chancen, aber wenn du die gegen den Weltmeister nicht nutzt, dann wird es schwer.“
Das DEB-Team war nach Pastrnaks 0:1 zunächst bemüht, die Zahl seiner Scheibenverluste zu minieren, die gegen die Schweiz (1:5) und die USA (3:6) zu hohen Rückständen geführt hatten. Das Schussverhältnis sprach zwar für den Gegner (8:3), aber in der letzten Minute des ersten Drittels hatte Dominik Kahun nach Doppelpass mit Wojciech Stachowiak das 1:1 auf dem Schläger. Doch er scheiterte ebenso am Pfosten wie NHL-Profi Stützle nach sehenswertem Solo (25.).
Den Tschechen war das Warnung genug. Nachdem Torhüter Mathias Niederberger bereits zweimal pariert hatte, setzte Lukas Sedlak im dritten Anlauf den Puck präzise zwischen Pfosten und Latte ins Netz (27.). Kurz darauf bewies Jakub Flek, dass er mindestens genauso exakt zu schießen vermag (30.). Und schon stand es wieder 0:3.
Gegen die USA hatte die DEB-Auswahl ein 0:3 egalisieren können. Gegen Tschechien kam sie lediglich zu einem ausgeglichenen Schussverhältnis (8:8) im zweiten Drittel. Den Preis für den Ausrutscher des Tages verdiente sich dann unfreiwillig NHL-Profi Moritz Seider, der bei deutscher Überzahl zu Beginn des Schlussdrittels Jakub Lauko das 0:4 ermöglichte. Der Kapitän ballte sprichwörtlich die Faust in der Tasche, noch mehr nach Fleks zweitem Treffer zum 0:5 (57.). „Da kommt viel zusammen. Wir wollten das Momentum für unsere Mannschaft holen, und dann frisst du so ein Tor“, sagte Seider. „Aber es ist völlig egal, was heute passiert ist. Morgen müssen wir unsere beste Leistung bringen.“
Die „Challenge“, so Seider, werde sein, diese jüngsten drei Resultate auszublenden. „Das wird ein dog fight“, sagte Noebels voraus. „Aber wir brauchen ja keine zehn Tore zu schießen. Eins würde reichen.“
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