Drei Weltrekorde: Summer McIntosh schwimmt allen davon

Es ist der Running Gag im kanadischen Schwimmteam: Sei fünf Minuten vor Summer McIntosh im Trainingsbecken. "Sonst tritt sie dir in den Hintern", sagte Maggie Mac Neil, Olympiasiegerin von 2021 über 100 Meter Schmetterling, bereits vor drei Jahren über ihre Teamkollegin. "Dieses Mädchen macht einfach nichts langsam." Inzwischen dürften aber auch fünf Minuten mehr Training nicht mehr ausreichen, um mit McIntosh mitzuhalten.
Bei den kanadischen Schwimm-Meisterschaften in Victoria stellte die 18-Jährige innerhalb von fünf Tagen drei neue Weltrekorde auf. "Weltrekorde sind dazu da, um gebrochen zu werden", sagte McIntosh, nachdem sie die von ihr selbst gehaltene Weltbestzeit über 400 Meter Lagen um weitere 0,73 Sekunden gesteigert hatte. "Wenn ich mit diesem Sport aufhöre, möchte ich sicher sein, dass dieser Rekord so schnell wie möglich ist."
Zuvor hatte sie in Viktoria auch die Weltrekorde über 200 Meter Lagen und 400 Meter Freistil verbessert und damit bewiesen, dass sie schon einen Monat vor den Weltmeisterschaften in Singapur (11. Juli bis 3. August) in Topform ist.
Drei Olympiasiege 2024 in ParisDie Kanadierin ist bereits ein Star des Schwimmsports. Nachdem sie 2021 als 14-Jährige bei den Olympischen Spielen in Tokio mit zwei vierten Plätzen noch knapp an olympischen Medaillen vorbeigeschwommen war, feierte sie 2024 in Paris gleich drei Olympiasiege. Das war vorher noch keinem Aktiven aus Kanada bei Olympischen Spielen gelungen. Bei den Weltmeisterschaften 2022 in der ungarischen Hauptstadt Budapest und 2023 in Fukuoka in Japan gewann McIntosh je zwei WM-Titel.

McIntosh kommt aus einer sportbegeisterten Familie. Ihre Mutter Jill startete für Kanada als Schwimmerin bei den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles, kam als Neuntplatzierte jedoch nicht in Medaillennähe. Ihre zwei Jahre ältere Schwester Brooke ist eine erfolgreiche Eiskunstläuferin im Paar-Wettbewerb.
Auch Summer McIntosh schwankte als Jugendliche, ob sie sich nicht auch lieber auf den Eiskunstlauf konzentrieren sollte, entschied sich am Ende aber für das Schwimmen. Nicht zuletzt, weil sie nicht davon abhängig sein wollte, dass Punktrichter über ihren Erfolg entschieden.
Schwimmen habe sie schon immer geliebt, sagte McIntosh dem kanadischen Portal Sportsnet: "Es ist ganz einfach: Wer zuerst die Wand berührt, gewinnt. Aber es geht auch um die Rennstrategie und verschiedene Techniken, um die Zwischenzeiten und darum, wie sehr sich alles auf den letzten Metern eines Rennens noch ändern kann."
Vorbild Ledecky mehrfach besiegtIhr großes Vorbild in der Kindheit war US-Schwimmstar Katie Ledecky, neunmalige Olympiasiegerin und 21-malige Weltmeisterin. "Als ich aufwuchs, habe ich sie immer zitiert und Poster von ihr an die Wand meines Zimmers gehängt", erinnert sich McIntosh. "Sie ist so inspirierend und hat den Sport wirklich verändert. Auch sie hat Wettkämpfe bestritten, als sie sehr jung war."
Inzwischen hat McIntosh ihr mittlerweile 28 Jahre altes Vorbild Ledecky bereits mehrmals besiegt. "Sie jetzt auf einer persönlicheren Ebene zu kennen, ist wirklich cool."

2022 zog McIntosh mit ihrer Mutter nach Sarasota im US-Bundesstaat Florida, weil sie dort, im Gegensatz zu ihrer Heimatstadt Toronto, das ganze Jahr über im Freiluft-Becken trainieren konnte. Nach der aktuellen Schwimmsaison wird McIntosh nach Austin in Texas wechseln, zu Erfolgstrainer Bob Bowman. Der coachte bereits US-Schwimmsuperstar Michael Phelps, mit 23 Goldmedaillen der erfolgreichste Olympionike aller Zeiten.
Summer McIntosh liebt Katzen. Der älteste Kater der Familie wurde - wegen Phelps - auf den Namen Mikey getauft. "Er ist die beste Katze überhaupt", schwärmte McIntosh während Olympia 2024 in Paris. "Mikey ist dieser riesige rothaarige Kater, der süßeste Kerl, den du jemals finden wirst." Eines Tages werden vielleicht auch Katzen Summer genannt - nach dem kanadischen Schwimmstar McIntosh.
dw