Start der Klub-WM in Miami: Werkeln vor politischer Kulisse

Miami. Wenn man aufs Wasser schaut, fährt irgendwann die Klub-WM vorbei. Freitagnachmittag, am Ufer der Bucht von Miami, die eigentlich Biscayne Bay heißt. Wenig bis gar nichts deutet hier darauf hin, dass einen Tag später, an diesem Samstag um 20 Uhr Ortszeit (2 Uhr MESZ), in Miami das von Fifa-Präsident Gianni Infantino ersonnene Mega-Turnier eröffnet wird mit der Partie Inter Miami gegen Al Ahly aus Kairo.
Man sieht nichts von dem, was man sonst sieht im Umfeld großer Fußball-Veranstaltungen. Keine Fahnen oder Wimpel der Teilnehmer, keine Fan-Gruppen, die sich in der Kneipe auf das Spektakel einstimmen, nicht einmal Trikots. Dafür einen jungen Mann im Deichbrand-T-Shirt („Festival an der Nordsee“). Und auf dem Wasser zieht eben ein Boot seine Bahnen, das Werbung für das Auftaktspiel macht („It‘s showtime“).
Nach allem, was man weiß, ist die Maßnahme dringend nötig, denn das Interesse an der Partie im Hard Rock Stadium, in dem normalerweise die Miami Dolphins ihre NFL-Spiele austragen, ist so gering, dass die Fifa zuletzt versuchte, Eintrittskarten für Ramschpreise oder sogar kostenlos unter die Leute zu bringen.
Man muss schon genau hinschauen in Miami, um Hinweise auf die Klub-WM zu entdecken - anders als bei der bisher letzten echten WM, jener für Nationalmannschaften, die 2022 in Katar stattfand. Die Hauptstadt Doha war im November und Dezember vor drei Jahren das Extrembeispiel dafür, wie ein Ort optisch mit einem Sportereignis verschmelzen kann - Spieler auf Riesenplakaten an Hochhaus-Wänden, die Flaggen der Teilnehmer-Länder als Licht-Installation auf der Skyline.

Das Team von Inter Miami mit Superstar Lionel Messi (Mitte) bereitet sich vor.
Quelle: IMAGO/Anadolu Agency
In Miami schaut man auf die Hochhäuser von Downtown und entdeckt irgendwann Lionel Messi, den bei Inter Miami angestellten Star der Klub-WM, als Werbefigur für Bier. In den Sportgeschäften, natürlich: Messi-Trikots in allen Größen. Wahrscheinlich sind sie aber eher Beleg für den Messi-Hype in Miami, nicht für das Interesse an der Klub-WM.
Dass einen Tag vor dem Auftaktspiel wenig von dem Turnier zu spüren ist, passt zu der Tatsache, dass die USA gerade andere Sorgen haben als die Frage, welche Vereinsmannschaft möglicherweise die beste des Weltfußballs ist.
In Los Angeles - einem der Spielorte der Klub-WM - lässt Präsident Donald Trump das Militär gegen Demonstranten aufmarschieren, Bürgermeisterin Karen Bass verhängte eine nächtliche Ausgangssperre. Für Samstag sind im ganzen Land Proteste gegen Trumps Migrationspolitik angekündigt. Das Thema strahlt auch auf die Klub-WM ab: Zuletzt machten Meldungen die Runde, die Abschiebe-Behörde ICE könnte im Umfeld der Spiele nach vermeintlich illegalen Einwanderern suchen.
Ungeachtet der politischen Kulisse macht sich die Austragungsstätte des Eröffnungsspiels bereit für den großen Tag. Am Freitag wird noch überall gewerkelt im um das Hard Rock Stadium. Helfer bringen Wegweiser für Zuschauer, Ehrengäste und Medien-Menschen an, die Soundanlage wird geprobt - und zwar so laut, dass die Musik aus den Boxen bei der Pressekonferenz von Javier Mascherano durch die Wände des Saals dringt.
Der Argentinier Mascherano, 41, spielte als Profi unter anderem für den FC Liverpool und den FC Barcelona und ist seit Ende des vergangenen Jahres Trainer von Inter Miami. Bei seiner Pressekonferenz am Tag vor dem Eröffnungsspiel könnte man denken, der Fußball finde tatsächlich in einer Blase statt, abgeschnitten von der realen Welt.
Der Trainer Mascherano muss ausschließlich Trainer-Fragen beantworten. Fragen nach der Personalsituation, dem Rasen im Hard Rock Stadium, Inter Miamis Chancen bei der Klub-WM und Lionel Messis Einfluss auf den Verein, die Stadt, den Fußball in den USA insgesamt. Die politische Lage im Ausrichterland der Klub-WM ist kein Thema bei Mascheranos Vorbesprechung zum Eröffnungsspiel.
rnd