Apple vs. Epic: Fortnite erneut aus App-Stores verschwunden - was Sie wissen müssen

Es hätte das ganz große Comeback werden sollen – und dann kam doch wieder alles ganz anders. Das beliebte Spiel „Fortnite“, das vom Spielentwickler Epic Games angeboten wird, war ganze fünf Jahre lang nicht auf den offiziellen Plattformen des iPhone-Konzerns Apple verfügbar – Grund war ein Streit beider Unternehmen. Nun sollte ein Gerichtsurteil das Spiel eigentlich wieder regulär auf Apple-Geräten verfügbar machen. Doch erneut gibt es Krach.
Seit Freitag ist die iOS-Version des Spiels weltweit offline – auch in Europa. Grund ist laut Epic Games, dass Apple ein Update des Spiels blockiert. Man könne es daher aktuell weder im alternativen Epic Games Store in der EU noch im offiziellen US-App-Store von Apple veröffentlichen. Apple wiederum kontert: Man habe nichts gegen die bisher verfügbare Variante der App in Europa unternommen. Der Konzern stört sich offenbar daran, dass Epic eine einheitliche App für den US-Markt und die EU anbietet. Epic bittet nun erneut ein Gericht um Hilfe.
Der Streit zwischen Apple und dem Spieleanbieter Epic zieht sich inzwischen seit dem Jahr 2020 – und er hat in dieser Zeit viele Wendungen genommen. Warum kommt es nun erneut zur Eskalation? Und was sind die nächsten Schritte? Ein Überblick.
Der August 2020 markiert den Anfang einer der wohl hartnäckigsten Auseinandersetzungen in der US-Techindustrie. Auf der einen Seite: Apple – ein Konzern, der mit dem iPhone das Smartphone in seiner heutigen Form etabliert hat, dieses zugleich aber auch hermetisch abriegelt. Wer Programme auf einem iPhone oder iPad installieren möchte, kann das (mit Ausnahme der EU) nur über die offiziellen App-Stores des Konzerns. Und: Verlangt ein Entwickler Geld für seine Dienste, dann verdient Apple mit. 30 Prozent fließen bei In-App-Käufen an den Konzern aus Cupertino.
Ein Umstand, der App-Anbieter seit jeher ärgert – darunter den schwedischen Musikstreamingdienst Spotify, der in der Vergangenheit auch schon gegen Apple geklagt hatte. Epic Games hingegen hat sich für einen etwas kreativeren Weg entschieden.
Der Beginn des Zoffs: Am 13. August 2020 verstößt der Spieleentwickler vorsätzlich gegen die Richtlinien des App Stores von Apple und die von Google Play. Das Unternehmen veröffentlicht ein Update des Spiels, das Nutzerinnen und Nutzern eine alternative, direkte Zahlungsabwicklung anbietet – also eine, die die Apple-Steuer umgeht und damit 20 Prozent günstiger ist. Das ist nach den Richtlinien der App-Stores nicht erlaubt. Apple und Google reagieren, wie sie reagieren müssen: Sie entfernen „Fortnite“ aus ihren App Stores.
Darauf ist Epic allerdings vorbereitet. Der Spielentwickler veröffentlicht zeitgleich einen Werbespot, der den legendären Apple-Spot „1984“ parodiert. Damals stellte sich Apple als Rebell gegen den übermächtigen Konzern IBM dar – mit der neuen Version kehrt Epic die Rollen um und inszeniert Apple selbst als autoritäre Figur im Orwellschen Sinne. Der Spieleentwickler aus Kalifornien kann sich das leisten: „Fortnite“ ist eines der beliebtesten Games junger Leute, Epic besitzt somit ein gewisses Druckmittel.
Die Aktion ist Beginn eines langen Rechtsstreits, der inzwischen seit fünf Jahren anhält. Epic reicht zunächst Klage gegen Apple ein, in der verschiedene Punkte angegriffen werden. Apple nutze seine Marktmacht aus, so der Vorwurf. Das Unternehmen zwinge Entwickler, Apples Zahlungsabwicklungslösung zu verwenden und kassiere dafür üppige Provisionen. Zudem werde ihnen verboten, über alternative Zahlungsmöglichkeiten zu informieren.
Apple wiederum regiert mit einer Gegenklage: Der Spieleentwickler habe gegen die Entwicklervereinbarung verstoßen, demnach sei nun Schadensersatz fällig für entgangene Einnahmen aus dem App Store.
Damit ist der Tech-Konzern aus Cupertino erfolgreich: 2021 entscheidet ein Bundesrichter in einem Urteil in neun von zehn Punkten zugunsten von Apple. Und doch muss das Unternehmen von Tim Cook eine herbe Niederlage einstecken, die Teile seines Geschäftsmodells in Frage stellt: Das Gericht entscheidet gegen Apples sogenannte „Anti-Steering-Policy“. Damit ist gemeint, dass App-Entwickler in ihren Apps nicht auf Zahlungsmittel außerhalb des App-Stores hinweisen dürfen. Nach Ansicht des Gerichts verstößt Apple damit gegen kalifornisches Wettbewerbsrecht.
Die Folge: Sowohl Epic als auch Apple wehren sich gegen das Urteil und legen Berufung ein. Das Urteil wird im April 2023 durch ein Berufungsgericht weitestgehend bestätigt. Später landet der Fall beim Obersten Gerichtshof der USA. Dieser entscheidet, die Berufung nicht anzunehmen, wodurch das Urteil des Berufungsgerichts bestehen bleibt.
Apple muss daraufhin seine Entwickler-Richtlinien überarbeiten. Seit Anfang 2024 erlaubt der Konzern Spieleunternehmen wie Epic ihre Nutzerinnen und Nutzer über alternative Bezahlmöglichkeiten zu informieren. Mehr noch: Sie dürfen sogar auf alternative Dienste verlinken. Doch die Sache hat einen Haken: Die externen Links müssen laut Apple weiterhin durch den Konzern abgesegnet werden, zudem verlangt das iPhone-Unternehmen nun eine Provision von 27 Prozent.
Ein Anlass für Epic, erneut vor Gericht zu ziehen. Apple habe gegen die einstweilige Verfügung verstoßen, so der Vorwurf. Eine Klageschrift des Spielentwicklers wird sogar von anderen großen Tech-Konzernen unterstützt, darunter Meta, Microsoft und der Match Group. Im April 2024 fällt ein Gericht ein vorläufiges Urteil zugunsten von Epic.
Zwischen all diesem Hin und Her ergeben sich einige Entwicklungen im Rest der Welt, die Apple weiter in Bedrängnis bringen. Die wegweisendste: Der sogenannte Digital Markets Act (DMA) in der Europäischen Union. Ziel der Regulierung ist, große Unternehmen daran zu hindern, ihre Marktmacht auszunutzen.
Für Apple bedeutet das: Der Konzern muss seit dem vergangenen Jahr in der EU App-Downloads außerhalb des eigenen App-Stores zulassen. Auch Epic Games nutzt die neuen EU-Regeln, um seinen eigenen Epic Games Store für Apple-Geräte zu veröffentlichen.
Auch Apples Praktiken beim sogenannten „Anti-Steering“ sind laut DMA nicht erlaubt. Im April 2025 erlässt die EU-Kommission ein Bußgeld von 500 Millionen Euro, weil Apple Entwicklern nicht ermögliche, kostenlos über alternative Angebote außerhalb des App-Stores informieren.
Das Urteil, das nun die aktuelle Kontroverse um das Spiel „Fortnite“ ausgelöst hat, stammt allerdings aus den USA. Am 30. April 2025 erklärte eine US-Bezirksrichterin in Oakland in einem 80-seitigen Urteil, dass Apple seiner einstweiligen Verfügung aus den früheren Gerichtsurteilen nicht nachgekommen sei. Knackpunkt ist hier erneut, dass Apple alternative Zahlungsmöglichkeiten erlauben muss, ohne dafür Provision zu kassieren. „Apples fortgesetzte Versuche, den Wettbewerb zu beeinträchtigen, werden nicht toleriert“, heißt es in einer Stellungnahme der Richterin.
Apple erklärte erneut, man sei mit der Entscheidung „überhaupt nicht einverstanden“ und werde abermals Berufung einlegen. Tim Sweeney, Chief Executive von Epic Games, bezeichnete die Entscheidung hingegen als bedeutenden Sieg für Entwickler und Verbraucher. „Sie zwingt Apple, mit anderen Zahlungsdiensten zu konkurrieren, anstatt sie zu blockieren, und genau das haben wir die ganze Zeit gewollt“, so Sweeney gegenüber Reportern.
Sweeneys Statement war zudem mit einer Ankündigung verbunden: Schon in wenigen Tagen werde „Fortnite“ in die App-Stores von Apple zurückkehren.
Die Gründe, warum es nun doch nicht dazu kam, sind etwas unübersichtlich. Apple, das App-Updates in seinem App-Store in der Regel binnen 24 Stunden durchwinkt, soll laut Epic ein Update des Spiels tagelang verhindert haben. Darum könne das Spiel nun laut Epic weder für die USA noch in alternativen App-Stores für die EU angeboten werden. Es scheint, als störe sich Apple daran, dass Epic eine einheitliche Spiel-Version für die EU und die USA anbieten wollte, in der auch die alternativen Webzahlungen möglich sind. Also das, wogegen sich Apple seit Jahren sträubt.
Apple erklärte, man habe Epic Games aufgefordert, bei der neuen Version auf die Platzierung im US-App-Store zu verzichten, damit „Fortnite“ in anderen Regionen nicht beeinträchtigt werde. In einem Anwaltsschreiben heißt es, man wolle abwarten, bis das Berufungsverfahren endgültig abgeschlossen ist, bevor Epic möglicherweise wieder Zugang zum iOS App-Store erhalte.
Gegen diese Entscheidung ging nun Epic ein weiteres Mal vor: In einem Schreiben an das Gericht bittet der Konzern um ein Machtwort. Die zuständige Richterin fordert Apple nun wiederum auf, dem Gericht die rechtliche Grundlage zu zeigen, warum der Konzern die richterliche Anordnung ignoriere. Sollte der Fall nicht selbst geklärt werden, müsse ein Apple-Vertreter „der persönlich für die Einhaltung der Vorschriften verantwortlich ist“ vor Gericht erscheinen.
Der Fall, der sich seit inzwischen fünf Jahren zieht, ist also noch immer nicht zu Ende. Und ob das Spiel „Fortnite“ schnell auf Apples iPhones und iPads zurückkehren wird, erscheint angesichts der neuen Entwicklungen mindestens zweifelhaft.
rnd