Die Commerzbank kämpft ohne Zaubertrank gegen die Römer die Unicredit

Vielleicht sollte sich die Commerzbank bei Andrea Orcel bedanken. Wohl nichts hätte das Geldhaus so wirksam aus seinem Dauerkrisenmodus reißen können wie das unerwünschte und wenig charmant vorgetragene Übernahmeangebot des Römers an der Spitze der italienischen Großbank Unicredit.
Plötzlich herrschen bei Deutschlands zweitgrößter Bank Ambition und Aufbruchsgeist wie ewig nicht mehr, werden Strategien über die Kostensenkung hinaus entwickelt und vorzeigbare Gewinne gemacht. Und Frankfurter verkleiden sich auf Demos als Gallier, um den Römer Orcel in die Flucht zu schlagen.
Dumm nur, dass sie keinen Zaubertrank haben. Denn bei aller Begeisterung über die Wiedergeburt der Commerzbank: Der große Befreiungsschlag ist das noch nicht. Ein Gutteil der Ertragsverbesserung ist dem Anstieg der Zinsen zu verdanken, die bereits wieder auf dem Weg nach unten sind. Es wird schon wieder schwerer, Geld zu verdienen.
Und Orcel macht es den Commerzbänkern politisch leichter als erwartet. Sein Vorgehen zwischen Geheimnistuerei und Arroganz hat kein Vertrauen geschaffen - schon gar nicht bei der Bundesregierung, gegen die er nicht ans Ziel kommt. Nebenbei plant er weitere Großakquisitionen und stärkt damit die Sorge, dass sich die Unicredit bei der Integration verheben wird - auch nichts, wo man als Commerzbank dabei sein möchte.
So hat man in Frankfurt nicht ohne Grund Oberwasser. Doch sollte Orcel zurückziehen, liegen alte Fragen sofort wieder auf dem Tisch: Kann eine im internationalen Vergleich mittelgroße Bank mit Schwerpunkt Deutschland allein bestehen? Und wem verkauft die Bundesregierung ihr Aktienpaket, für das sie jetzt endlich einen vernünftigen Preis bekäme?
Für die Strategie „gallisches Dorf“ jedenfalls ist die Commerzbank zu groß, als zweites Rom zu klein. Und einen Zaubertrank hat sie auch nicht.
rnd