DFB-Pokalfinale: VfB besiegt den Favoritenschreck Bielefeld


(dpa) Der VfB Stuttgart feiert ein rauschendes Pokalfest und hat den Trophäen-Traum von Sensations-Finalist Arminia Bielefeld beendet. In einem lange extrem einseitigen Endspiel schreiben die Schwaben mit dem ersten DFB-Pokaltriumph seit 28 Jahren ein neues glorreiches Kapitel Vereinsgeschichte. Mit dem 4:2 (3:0) gegen die in der ersten Hälfte völlig überforderte Arminen stoppte der VfB von Trainer Sebastian Hoeness den beeindruckenden Lauf des Zweitliga-Aufsteigers, dessen Hoffnung vom Titelcoup im Olympiastadion früh jäh platzte.
NZZ.ch benötigt JavaScript für wichtige Funktionen. Ihr Browser oder Adblocker verhindert dies momentan.
Bitte passen Sie die Einstellungen an.
Die Basis für den Triumph legten die Tore von Nick Woltemade (15. Minute), Enzo Millot (22.) und Deniz Undav (28.). Die Schwaben zeigten einem der grössten Final-Aussenseiter der Pokalgeschichte vor 74 036 Zuschauern anfangs einen Klassenunterschied auf. Der VfB dominierte zunächst fast nach Belieben und legte nach dem Seitenwechsel mit Millots zweitem Treffer nach (66.).
In der 82. Minute schrieb dann aber auch ein Bielefelder Pokal-Geschichte: Julian Kania erzielte den Anschlusstreffer für die Arminia, es war das erste Tor eines Drittligisten in einem DFB-Pokalfinale. Und dann stand es auf einmal sogar 2:4 nach einem Eigentor von Josha Vagnoman (85.).
VfB schiesst sich in den EuropapokalLetztlich endete eine wechselhafte Saison der Schwaben, in der anders als in diesem Endspiel längst nicht alles wie gewünscht lief, aber mit dem grossen Happy End. Trotz Bundesligaplatz neun darf sich der VfB nun auf stimmungsvolle Europa-League-Abende in der nächsten Spielzeit freuen.
Mit dem ersten Titel der Vereinshistorie seit der Meisterschaft 2007 krönt die Elf die Entwicklung unter Hoeness. Vor zwei Jahren hatte der Weg mit dem knapp vermiedenen Abstieg begonnen. Dann führte der Sohn von Dieter Hoeness die Schwaben zur Vizemeisterschaft und nun zum insgesamt vierten Pokalsieg nach 1954, 1958 und 1997.
«Wir werden das Spiel angehen, als wäre es gegen Leverkusen, Bayern oder gegen Real Madrid», hatte Nationalstürmer Undav gesagt und davor gewarnt, die Arminen zu unterschätzen. Gesagt, getan.
«Die Stadt vibriert»Die Fans hatten sich schon seit Freitag in der Hauptstadt auf das Saison-Highlight eingestimmt. «Die Stadt vibriert», hatte VfB-Coach Hoeness die Pokal-Atmosphäre beschrieben. In den VfB-Farben Weiss und Rot drängelten sich Tausende rund um die Gedächtniskirche.
Auch Ex-Bundestrainer Joachim Löw, Pokalchampion-Trainer von 1997, trat als Stimmungsmacher auf. Die Fans sangen ihre Vereinshymne über den «wilden Süden»: «Stuttgart kommt, Stuttgart kommt».
Und nach Choreographien von beiden Fanlagern setzte die Elf das gegen einen enttäuschenden Aussenseiter prompt auf dem Rasen in die Tat um – zunächst in Person von Senkrechtstarter Woltemade. Nach einer Viertelstunde eröffnete der Stürmer mit dem ersten Treffer das VfB-Torfest, als er allein auf das Arminen-Tor zulief und cool blieb. Bielefelds Torhüter Jonas Kersken war zwar noch dran, konnte den frühen Rückstand für den ersten Finalisten aus der 3. Liga seit 24 Jahren aber nicht verhindern.
Stiller glänztBeim 2:0 konterten die Schwaben die Bielefelder nach einer Ecke aus. Undav behielt die Übersicht, Millot musste nur noch einschieben. Undav entfachte mit seinem Treffer schnell noch mehr Party-Stimmung unter den VfB-Anhängern.
An allen drei Toren in der ersten Halbzeit war Stuttgarts Taktgeber Angelo Stiller als Vorbereiter entscheidend beteiligt und unterstrich damit eindrucksvoll, warum die Stuttgarter so sehr auf ihn gehofft hatten. Wegen einer Bänderverletzung hatte sein Einsatz bis zum Finaltag auf der Kippe gestanden.
Bielefeld vergibt die erste RiesenchanceDie Partie war schon zur Halbzeit entschieden. Eine höhere Pausen-Führung als im 82. DFB-Pokal-Finale hat es noch nicht gegeben. Dabei hätte das Zwischenergebnis angesichts der Stuttgarter Überlegenheit sogar noch höher ausfallen können.
Und das, obwohl es die Arminen waren, die eigentlich hätten in Führung gehen müssen. Mit der riesigen ausgelassenen Chance von Noah Joel Sarenren Bazee, der aus fünf Metern nur die Latte traf (12.), nahm der bittere Abend für die Bielefelder seinen Anfang. Sensationell hatte das Team von Trainer Mitch Kniat zuvor vier Erst- und einen Zweitligisten aus dem Pokal-Wettbewerb geworfen.
Vor den Augen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundestrainer Julian Nagelsmann, Löw oder auch VfB-Ikonen wie Giovane Elber und Krassimir Balakov machte der VfB auch in der zweiten Hälfte weiter Druck. Millot liess die Stuttgarter mit seinem zweiten Treffer noch mal jubeln. Das Gegentor von Kania und das Eigentor von Vagnoman liessen die Arminen-Fans in der Kurve hüpfen und hoffen. Die Schlussoffensive zeigte aber keine weitere Wirkung.
nzz.ch