Was Milliardär Hasso Plattner in Potsdam bis 2035 plant

Potsdam. Software-Milliardär und Mäzen Hasso Plattner will das brachliegende Gelände des ehemaligen Landtagsgebäudes in Potsdam mit neuem Leben füllen: Auf dem Brauhausberg soll ein moderner Universitäts-Campus entstehen. Zugleich soll das Hasso-Plattner-Institut (HPI) am Griebnitzsee ausgebaut werden – zu einem „europaweit führenden Institut für digitale Wissenschaften“, wie es heißt.
Bei einer Pressekonferenz am Montagnachmittag wurden die ersten Details der Investition bekannt, die Gegenstand einer Absichtserklärung sind – eines „Letters of Intent“, den Plattner und Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) unterzeichneten.
Die Universität Potsdam bekommt einen vierten Campus, zentral gelegen in der Nähe des Potsdamer Hauptbahnhofs. Innerhalb der nächsten zehn Jahre, heißt es, sollen damit „herausragende Studien- und Forschungsbedingungen“ geschaffen werden.
Das HPI solle gemeinsam mit der Uni Potsdam zu einem „Leuchtturm in der internationalen Wissenschaftslandschaft“ ausgebaut werden.
Investitionen soll es auch an den Uni-Standorten Golm und Neues Palais geben – mit dem Ziel, „moderne, leistungsfähige und zukunftsorientierte Studienbedingungen“ zu bieten.
Das HPI übernimmt am Campus Griebnitzsee die bislang von der Uni genutzten Flächen. Die Ersatzflächen wird die Stiftung Hasso Plattner Foundation auf dem Brauhausberg bereitstellen. Die denkmalgeschützte Bausubstanz dort soll erhalten und saniert werden.
Die bereits existierende Fakultät für „Digital Engineering“ soll um weitere Masterstudiengänge und internationale Kooperationen erweitert werden – mit dem Schwerpunkt im Bereich der Künstlichen Intelligenz.
Mit einer Fertigstellung wird „spätestens“ 2035 gerechnet.
Der Letter of Intent umfasst die folgenden vier Punkte:
- Unterstützung der Wachstumsperspektiven des HPI am Standort Griebnitzsee durch das Land, insbesondere durch die Ermöglichung eines „Höchstmaßes an Autonomie in akademischen Belangen für das Institut und die gemeinsame Digital Engineering Fakultät“, heißt es
- Entwicklung des Campus Griebnitzsee für das HPI und des Campus Brauhausberg für die Universität Potsdam durch die Hasso Plattner Foundation
- Unterstützung der Stiftung bei den Planungs- und Bauprozessen im Rahmen einer Task Force auf Leitungsebene
- Unterstützung der Universität Potsdam bei den bereits geplanten Baumaßnahmen an den Standorten Golm und Am Neuen Palais und Beschleunigung der Maßnahmen
Dafür wird in der Staatskanzlei eine Task Force eingerichtet, die für einen reibungslosen Ablauf sorgen soll. Sie wird von Woidke und Plattner geleitet. Vorgeschaltet sind Arbeitsgruppen im Innenministerium und im Wissenschaftsministerium.
Es gehe um die „Fortschreibung einer Brandenburger Erfolgsgeschichte“, sagte Ministerpräsident Dietmar Woidke und erinnerte an die Anfänge des HPI Ende der 1990er-Jahre.
Universitätspräsident Oliver Günther bedankte sich für die reibungslose Zusammenarbeit. Es sei gerade erst einmal acht Wochen her, dass die ersten Gespräche geführt wurden. Der neue Brauhausberg-Campus werde ein „Vorzeigeprojekt“, das neue Maßstäbe in Forschung und Lehre setze.
Hasso Plattner
Software-Milliardär und Mäzen
Es gibt noch keine Schätzungen, wie hoch die Investition ausfällt. Es werde aber keine Milliarde werden, sagte Plattner. Man müsse sich auch nicht bei ihm bedanken, sondern bei seiner Stiftung. „Wir wollen auf dem Weg sein in die erste Reihe der Informatik-Fakultäten in Deutschland“, sagte Plattner.
Der 81-jährige Plattner, einst Mitbegründer des Software-Konzerns SAP, ist seit langem als Mäzen für Wissenschaft und Kunst bekannt. „Gemeinsam senden wir ein klares Signal: für Bildung, Offenheit und Zukunftsfähigkeit. Europa braucht Orte, an denen Talente aus aller Welt frei denken, forschen und gestalten können – Potsdam wird ein solcher Ort sein", sagte er.
Dabei denkt Plattner durchaus daran, dass Wissenschaftler aus den USA nach Potsdam kommen. Dort führt US-Präsident Donald Trump einen Feldzug gegen die Wissenschaft. Was dort passiere, sei „fürchterlich“, so Plattner.
Plattner etablierte in der Landeshauptstadt bereits das Hasso-Plattner-Institut als IT-Forschungseinrichtung. 2017 eröffnete er das Kunstmuseum Barberini mit einer großen Sammlung impressionistischer Werke, 2022 folgte das Kunsthaus Minsk.
Hasso Plattner
Software-Milliardär und Mäzen
Auf dem Brauhausberg tagte bis 2013 der brandenburgische Landtag. In der DDR beherbergte das weithin sichtbare Gebäude die SED-Bezirks- und Kreisleitung. Es bekam daher den Spitznamen „Kreml“. Seit vielen Jahren steht es leer. Vor Jahren hieß es, es soll für Wohnungen und Gewerbe umgebaut werden.
Im August 2023 war in dem denkmalgeschützten Gebäude ein großes Feuer ausgebrochen. Dabei stürzte der Dachstuhl ein. Immer wieder kam es auch zu Beschädigungen auf dem Gelände wegen Vandalismus.
Dieser Text erschien zuerst in der „Märkischen Allgemeinen Zeitung“ – Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland.
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