Bevor man den Anschluss verliert: Google-Suche geht in den KI-Modus mit Agententätigkeit

Rund zwei Jahrzehnte lang beherrscht Google die Internet-Suche fast wie ein Monopolist, doch immer mehr Menschen nutzen inzwischen die Künstliche Intelligenz von Perplexity oder ChatGPT, die nicht nur schlichte Trefferlisten bieten. Jetzt hält der US-Gigant mit einem eigenen KI-Modus dagegen.
Google spendiert seiner Suchmaschine im Wettbewerb mit neuen Rivalen wie Perplexity oder ChatGPT mehr Künstliche Intelligenz. Die Vision ist, dass man statt einer Liste von Weblinks häufiger ausführlichere Antworten bekommt und auch weitere Nachfragen stellen kann.
Den ersten Schritt in diese Richtung machte Google bereits mit der KI-Zusammenfassung von Informationen oberhalb der anderen Suchergebnisse. Diese Funktion, die in Deutschland "Übersicht mit KI" heißt, erreicht bereits mehr als 1,5 Milliarden Nutzer, wie Konzernchef Sundar Pichai zum Auftakt der Entwicklerkonferenz Google I/O betonte.
Kaufberatung inklusiveDie nächste Stufe ist der KI-Modus, bei dem Anfragen der Nutzer in verschiedene Einzelaspekte aufgeteilt werden, zu denen die Software separat recherchiert. Dadurch bekomme man relevantere Antworten, sagte die für die Websuche zuständige Google-Managerin Liz Reid. Der KI-Modus soll auch lernen, zum Beispiel bei der Suche nach einem Hausgerät die Kaufberatung zu übernehmen.
Schaut man sich nach einer Wohnung oder Tickets für ein Event um, soll die Software in der Lage sein, eigenständig das Web zu durchsuchen, um die beste Auswahl zu finden. Wenn man das wolle, könnte das Programm in diesem sogenannten "Agent Mode" auch gleich den Besichtigungstermin für ein Apartment buchen.
KI lernt über Nutzer aus E-MailsDie Nutzer sollen die Suche stärker dadurch personalisieren können, dass sie der KI Zugang zu ihren Google-Apps wie Gmail gewähren. Sei man auf Reisen, würde die Software dann etwa den Besuch einer Kunstgalerie empfehlen, weil sie dank abonnierter Newsletter wisse, dass man daran interessiert sei. Aus früheren Suchanfragen könnte sie zum Beispiel auch wissen, dass man in Restaurants bevorzugt draußen sitze.
Einige neue Funktionen kommen zunächst nur in den USA heraus oder im experimentellen Bereich Google Labs, der in Deutschland bisher nicht verfügbar ist. Andere werden vorerst im Abo Google AI Ultra verfügbar sein, das es zunächst in den USA zum Preis von rund 250 Dollar im Monat gibt.
Suche nach AntwortenGoogle beherrscht seit mehr als zwei Jahrzehnten die Internet-Suche. Inzwischen greifen Nutzer aber auch zu KI-Chatbots wie ChatGPT oder Perplexity. Während Google zumindest teilweise immer noch vor allem eine Liste von Weblinks als Ergebnis präsentiert, konzentrieren sich die neuen Rivalen darauf, direkte Antworten zu liefern.
Ob Google bereits darunter leidet, ist unklar. Der Konzern verdient sein Geld vor allem mit Werbung im Umfeld der Websuche - und das Geschäft wuchs zuletzt weiter. Zugleich sorgte Apple-Topmanager Eddy Cue zuletzt für ein kleines Erdbeben, als er vor Gericht aussagte, die Google-Anfragen aus dem Safari-Webbrowser des iPhone-Konzerns seien zuletzt erstmals zurückgegangen. Google konterte, von Apple-Geräten insgesamt sehe man weiterhin ein Plus.
Längere SuchanfragenAuch Google stellt aber Änderungen am Verhalten der Nutzer fest. Die Suchanfragen seien inzwischen zwei oder dreimal länger als früher, sagte Pichai jüngst im Podcast "All-In". Die Nutzer sind es inzwischen gewohnt, ausführliche Fragen zu stellen, statt nur Suchbegriffe einzutippen. Googles Antwort auf ChatGPT und Co heißt Gemini. Während diese KI-Modelle auch bei der Websuche im Hintergrund aktiv sind, ist die eigenständige Gemini-App laut Google bei 400 Millionen Nutzern im Einsatz.
KI steht auch im Mittelpunkt anderer Google-Ankündigungen bei der I/O. So steigt der Konzern ins Geschäft mit der virtuellen Anprobe ein. Die Software versucht dabei, mit dem Wissen über den Körperbau der Nutzer und das Material der Kleidung so gut wie möglich zu berechnen, wie die Stücke sitzen werden. Mit Veo 3 verbessert Google seine KI-Software, die Videos generiert, sodass sie auch für den professionellen Einsatz geeignet sein soll.
Quelle: ntv.de, kwe/dpa
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