Sommerprognose 2025: Heiß und trocken in Deutschland?

Schon seit Februar ist es in Deutschland außergewöhnlich trocken. So fielen vom 1. Februar bis 13. Mai bundesweit gerade einmal 81,8 Millimeter Niederschlag, wie Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) zeigen. „Dies entspricht weniger als die Hälfte (46 Prozent) des üblichen Niederschlags in diesem Zeitraum“, erklärt die Behörde. Besonders trocken ist zurzeit der Norden Deutschlands.
Setzt sich dieser Trend in den kommenden Monaten fort?
Langfristige Aussagen über das Wetter im kommenden Sommer lassen sich nur eingeschränkt treffen. Denn grundsätzlich gilt: Je weiter der Zeitraum, für den eine Wetterprognose erstellt werden soll, in der Zukunft liegt, desto schwieriger und ungenauer wird die Vorhersage. Aktuell ist also noch unklar, wie heiß oder kalt der Sommer wird und wie viel Niederschlag fallen wird.
Mithilfe von saisonalen Klimavorhersagen können Meteorologinnen und Meteorologen aber zumindest eine grobe Tendenz für die kommenden Wochen, Monate und Jahre ermitteln. Etwa wenn es darum geht, ob Tropennächte in Zukunft mit höherer Wahrscheinlichkeit auftreten werden. Aber auch die saisonalen Klimavorhersagen, die auf komplexen Klimamodellen basieren, sind mit Unsicherheiten behaftet.
Der DWD geht derzeit davon aus, dass der Sommer zu warm wird. „Die aktuelle Temperaturvorhersage zeigt für Deutschland eine starke Tendenz (81 Prozent) für einen wärmeren Sommer (Juni bis August) im Vergleich zum Durchschnitt der Sommer im Zeitraum 1991–2020“, schreibt die Behörde in ihrer aktuellen saisonalen Klimavorhersage. Ein wärmerer Sommer entspreche einer Temperatur, die im 3-Monats-Mittel größer als 17,8 Grad Celsius ist.
Der Spätsommer (Juli bis September) wird mit hoher Wahrscheinlichkeit (83 Prozent) ebenfalls überdurchschnittlich warm werden. Die Vorhersagequalität sei für diesen Zeitraum aber noch „schlecht“, so der DWD. Für den Sommer sei sie immerhin „mittel“.
Unsicherheiten gibt es auch noch bei der Bodenfeuchte: „Für Sommer, Spätsommer und Frühherbst (August bis Oktober, Anm. d. Red.) zeigen saisonale Klimavorhersagen eine leichte bis moderate Tendenz für geringere Bodenfeuchte in Deutschland im Vergleich zum Zeitraum 1991–2020“, heißt es in der saisonalen Klimavorhersage. „Für den Niederschlag ergeben die Modelle eher leicht trockenere oder normale bis trockenere Zustände.“
Auch das Max-Planck-Institut für Meteorologie (MPI-M) in Hamburg geht von einem wahrscheinlich heißen Sommer aus und bezieht sich auf Ozean-Daten: Europäischen Hitzesommern gehe häufig ein Wärmestau im Nordatlantik voraus, der sich jeweils etwa drei Jahre vor einem Hitzeextrem aufbaue. Solche extrem warmen Sommer ließen sich also bis zu drei Jahre im Voraus vorhersagen. Ursache des Wärmestaus sind Anomalien des Wärmetransports im Ozean, die sich auch auf die Atmosphäre auswirken.
„Modellrechnungen, die den Zusammenhang von Hitze-Extremen mit dem Wärmeinhalt im Nordatlantik berücksichtigen, prognostizieren auch für 2025 einen Hitzesommer in Europa“, sagt Lara Wallberg vom MPI-M. Wallberg hat an dem neuen Vorhersagemodell mitgearbeitet. Die Studie dazu ist Anfang Mai im Fachmagazin „Geophysical Research Letters“ erschienen.

Der Klimawandel in Deutschland schreitet voran. Das zeigen aktuelle Messungen der Temperatur und des Niederschlags. Für die künftige Bundesregierung ergibt sich daraus eine dringende Aufgabe, kommentiert Markus Decker.
Die Einschätzungen decken sich mit den Vorhersagen des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersagen (EZMW) und der US-amerikanischen Klimabehörde NOAA. Beide Forschungsinstitute erwarten ebenfalls einen warmen Sommer. Die Wetterkarten zu den Temperaturanomalien in den Monaten Juni, Juli und August zeigen ein orange bis rot eingefärbtes Europa. Ein farbliches Zeichen dafür, dass die Temperaturen über dem langjährigen Mittelwert liegen.
Nur bei den Vorhersagen zum Niederschlag weichen die NOAA und das EZMW voneinander ab. Das EZMW geht von einem zu trockenen Sommer aus: Bis auf den westlichen Zipfel Norwegens ist die Europakarte gelb bis orange gefärbt – was für weniger Niederschlag als im langjährigen Mittel steht (Karte des EZMW). Die NOAA erwartet hingegen vielerorts mehr Regen als gewöhnlich – vor allem im Süden Europas (Karte der NOAA).
Welche Vorhersage am Ende zutrifft, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Entscheidend dürfte unter anderem der Zeitraum ab dem 27. Juni werden, dem Siebenschläfertag. „Hier stellen sich bestimmte Großwetterlagen ein, die häufig über einen längeren Zeitraum Bestand haben und somit den Witterungscharakter der folgenden Wochen bestimmen“, erklärt das Online-Wetterportal wetter.com. Ist das Wetter in der Siebenschläferzeit also kühl und nass, macht das einen kühleren, feuchteren Sommer wahrscheinlicher. Genauso ist es umgekehrt bei eher trockenen und warmen Bedingungen.
In Zukunft soll bei Wettervorhersagen auch Künstliche Intelligenz (KI) stärker zum Einsatz kommen. Der DWD entwickelt derzeit eigene KI-Modelle, die noch in diesem Sommer erstmals in die Vorhersagen eingebunden werden sollen.
Ziel ist es, Prognosen schneller, präziser und nutzergerechter zu gestalten. Vorteile liegen in der schnellen Verarbeitung großer Datenmengen und der besseren Anpassung an verschiedene Nutzergruppen, erklärt Jan Keller, zuständig für Datenassimilation und Verwendung neuer und unkonventioneller Beobachtungen beim DWD. Es gibt nach seinen Worten aber auch Risiken: KI-Systeme können physikalische Zusammenhänge nur begrenzt abbilden und liefern möglicherweise fehlerhafte Ergebnisse bei Extremwetterlagen. Die menschliche Expertise von Meteorologinnen und Meteorologen ist also unverzichtbar.
RND/mit Material der dpa
rnd