Chronische lymphatische Leukämie: Emilia-Romagna an vorderster Front mit neuen zielgerichteten Therapien

Chronische lymphatische Leukämie ist die häufigste Form der Leukämie und macht etwa 30 % aller Diagnosen aus. In Europa sind jährlich fast 5 von 100.000 Menschen davon betroffen und allein in Italien wird die Zahl der Neuerkrankungen im Jahr 2024 auf etwa 2.750 geschätzt. In der Emilia-Romagna sprechen wir von etwa 185 Diagnosen pro Jahr.
Eine chronische KrankheitSie äußert sich häufig in Symptomen wie Müdigkeit, Fieber, geschwollenen Lymphknoten, Anämie oder einer niedrigen Thrombozytenzahl, kann aber auch viel subtilere Auswirkungen haben und die Lebensqualität beeinträchtigen, insbesondere bei älteren Menschen, die oft auch an anderen Erkrankungen leiden. Die Krankheit verläuft chronisch: Nach einer Erstbehandlung kann es zu Rückfällen kommen. Aus diesem Grund ist es wichtig, sich auf langfristig wirksame Therapien verlassen zu können. Dank der Zulassung von Pirtobrutinib durch die Europäische Kommission bietet die Forschung heute neue Perspektiven. Pirtobrutinib ist eine zielgerichtete Therapie für Erwachsene mit chronischer lymphatischer Leukämie, die bereits mit einem Btk-Hemmer behandelt werden.
Was passiert im Körper„Chronische lymphatische Leukämie ist eine Krankheit, bei der B-Lymphozyten im Blut, Knochenmark und Lymphgewebe unkontrolliert wachsen“, erklärt Professor Antonio Cuneo , Direktor der Hämatologie am Universitätsklinikum Ferrara. Dieser Anstieg verringert den Platz für gesunde Zellen: rote Blutkörperchen, weiße Blutkörperchen und Blutplättchen. Dies führt zu Anämie und Gerinnungsstörungen, in den schwerwiegendsten Fällen mit Blutergüssen und Blutungen.
Eine oft beiläufige DiagnoseDie Diagnose wird häufig unerwartet gestellt, beispielsweise nach Routineuntersuchungen oder aufgrund des Auftretens geschwollener Lymphknoten im Nacken, in den Achselhöhlen oder in der Leistengegend. „In vielen Fällen bleibt die Krankheit jahrelang stabil, ohne dass eine sofortige Behandlung erforderlich ist. In diesen Situationen verfolgen wir die Strategie des Abwartens und Beobachtens, das heißt, wir beobachten die Krankheit sorgfältig und greifen nur ein, wenn Symptome auftreten“, fügt Cuneo hinzu. Mit der Therapie wird begonnen, wenn die Lymphknoten oder die Milz deutlich an Größe zunehmen oder wenn der Hämoglobin- oder Blutplättchenwert abnimmt und Symptome wie extreme Müdigkeit oder Blutungen auftreten. Deshalb sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen so wichtig.
Zunehmend personalisierte Therapien„Bei manchen Patienten zeigt sich die Krankheit in einer aggressiveren Form“, erklärt Cuneo, „doch die Behandlung hat sich in den letzten Jahren dank neuer Behandlungsmethoden und einer stärkeren Personalisierung der Betreuung deutlich verbessert. Chemotherapie ist heute, außer in Sonderfällen, nicht mehr die erste Wahl: Biologische Therapien sind wirksamer und besser verträglich, ohne einige der schwerwiegenderen Toxizitäten der Vergangenheit, wie etwa eine anhaltende Immunsuppression oder das Auftreten anderer Tumoren.“
Neue PerspektivenInnovative Medikamente wie kovalente Inhibitoren von Btk oder Bcl-2 haben das Leben der Patienten verändert. „Auch diejenigen, die eine rechtzeitige Behandlung benötigen, können heute dank gezielter Therapien, die in spezialisierten Zentren wie denen in der Emilia-Romagna durchgeführt werden, ein normales Leben führen“, sagt Cuneo. Unter diesen stellt Pirtobrutinib eine wichtige Neuheit dar: Es handelt sich um einen nicht-kovalenten Btk-Inhibitor, der in der Lage ist, die Reaktion bei bereits behandelten Patienten wiederherzustellen und so die Krankheit für lange Zeit unter Kontrolle zu halten. In der Bruin CLL-321-Studie reduzierte es das Risiko einer Progression oder eines Todes um 46 %, wobei die mittlere Zeit bis zur nächsten Behandlung etwa zwei Jahre betrug. „Pirtobrutinib ist eine Therapie, die eine wichtige Lücke für diejenigen schließt, die nicht mehr auf kovalente Btk-Inhibitoren ansprechen“, fährt Cuneo fort. „Sein gezielter und selektiver Wirkmechanismus ermöglicht es uns, Resistenzen zu überwinden und eine neue Therapiemöglichkeit zu bieten.“
Die Ergebnisse der klinischen StudieDie europäische Zulassung basiert auf Daten der Bruin CLL-321-Studie, der ersten randomisierten Phase-3-Studie, die ausschließlich an Patienten durchgeführt wurde, die zuvor mit einem Btk-Inhibitor behandelt wurden. Es zeigte sich, dass Pirtobrutinib zwei Vergleichsoptionen überlegen war: Idelalisib + Rituximab und Bendamustin + Rituximab. Es verlängerte das progressionsfreie Überleben (medianes PFS: 14 gegenüber 8,7 Monaten), wobei sich die Vorteile auch bei Patienten mit Hochrisikomutationen (TP53, 17p-Deletion, nicht mutiertes IGHV) bestätigten.
Verbesserungen der KontrolldauerDarüber hinaus betrug die mittlere Zeit bis zur nächsten Behandlung oder zum Tod 24 Monate gegenüber 11 Monaten in der Kontrollgruppe, was einer Verbesserung um 63 % entspricht. Das Sicherheitsprofil entsprach den Beobachtungen früherer Studien. Die häufigsten Nebenwirkungen waren Neutropenie, Müdigkeit, Durchfall, Anämie, Hautausschläge und Blutergüsse.
Ein neuer therapeutischer Horizont„Diese neue Indikation stellt eine echte Chance für Patienten dar, für die es bislang kaum Alternativen gab“, kommentiert Elias Khalil , General Manager des Lilly Italy Hub. „Wir setzen uns dafür ein, diese Therapie so schnell wie möglich verfügbar zu machen, um Patienten mit Blutkrebs neue Lösungen zu bieten.“ Pirtobrutinib hat bereits eine bedingte Marktzulassung für rezidiviertes oder refraktäres Mantelzelllymphom erhalten und es laufen Anträge zur Ausweitung der Indikation auf andere Tumorarten weltweit.
repubblica