Leverkusens Carro zieht in DFL-Gremium ein, Watzke bleibt DFL-Chef

Bayer Leverkusens Geschäftsführer Fernando Carro ist in den Aufsichtsrat der DFL gewählt worden. Damit sitzt in den Führungsgremien der DFL erstmals ein Vertreter eines der Klubs, die von 50+1 ausgenommen sind. Die Zukunft der Regel war neben den Wahlen ein Thema bei der Generalversammlung der DFL. Hans-Joachim Watzke wurde als Präsidiumssprecher bestätigt.
Carro wurde bei der DFL-Generalversammlung in Berlin von den Vertretern der 36 Klubs der Bundesliga und der 2. Bundesliga einstimmig gewählt. Er war ohne Gegenkandidat angetreten. Der Kandidatur von Leverkusens Geschäftsführer galt mit Blick auf die Zukunft der 50+1-Regel besondere Aufmerksamkeit.
Das Bundeskartellamt hatte der DFL im Juni empfohlen, für eine Rechtssicherheit der 50+1-Regel unter anderem die Ausnahmen von der Regel für den VfL Wolfsburg und für Carros Klub Bayer 04 Leverkusen abzuschaffen. Tut die DFL dies nicht, ist die Regel im Umkehrschluss in Gefahr.
Carro: "Sehe keine Notwendigkeit, etwas zu ändern"Nach seiner Wahl äußerte sich Carro zur Regel. "Ich kann nur sagen, dass ich keine Notwendigkeit sehe, etwas zu ändern. Wir haben eine Satzung, an der man nichts ändern sollte oder müsste." Die Einschätzung des Bundeskartellamts sei nur vorläufig. "Wir haben doch bis jetzt mit den Ausnahmen ohne Probleme leben können", fügte Carro hinzu. Eine Gefahr für die Rechtssicherheit der Regel sehe er dadurch nicht.
Dabei erscheint zumindest eines klar: "Das Bundeskartellamt hat eine Untergrenze genannt: Die Mehrheit der Stimmrechte muss bei jedem Klub künftig bei einem mitgliederbestimmten Mutterverein liegen", sagte Alexander Scheuch, Sportrechtler von der Uni Bonn, im Gespräch mit der Sportschau.
Leverkusen und Wolfsburg müssten demnach mehr als 50 Prozent der Stimmrechte an entsprechende Stammvereine überführen. Kartellamts-Präsident Andreas Mundt sagte gegenüber der Sportschau: "Es ist an den Klubs und der DFL, hier mit etwas zu kommen, was dem Wettbewerbsrecht entspricht." Leverkusen und Wolfsburg hatten sich nach der Stellungnahme zu 50+1 des Bundeskartellamts ausdrücklich "rechtliche Schritte vorbehalten". Carro sagte dass man über eine Klage nicht sprechen müsse "weil noch nichts entschieden ist".
Bundeskartellamt fordert Mehrheit für Muttervereine überallIn der DFL glaubt man, einen Kompromiss zum Erhalt der Regel finden zu können, und das soll mit statt gegen Carro passieren. Der bei der Generalversammlung wiedergewählte DFL-Präsidiumssprecher Hans-Joachim Watzke sprach sich in einer Rede deutlich für 50+1 aus. "Wir sollten alles dafür tun, das 50+1 erhalten bleibt", sagte er. "Das ist für mich das Elementare unseres Volkssports. Da sollten wir alle für kämpfen."
Wie genau für 50+1 gekämpft wird, ließ Watzke offen. "Wir müssen einen Konsens so entwickeln, dass es am Ende keine Verlierer gibt", sagte er. "Ich glaube, dass die 36 Klubs wissen, dass wir eine gemeinsame Lösung finden müssen. Alles andere will man sich gar nicht weiter ausmalen."
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hatte am Vorabend bei einer DFL-Veranstaltung gesagt: "Ich bleibe ein Befürworter dieser Regel. Die feste Verankerung zusammen mit den Vereinen ist und bleibt wichtig." Organisierte Fanszenen im deutschen Fußball haben am Wochenende der 1. Hauptrunde im DFB-Pokal auf Transparenten bereits deutlich gemacht, dass die Regel für sie nicht verhandelbar ist.
Mit Anne Baumann erstmals eine Frau im AufsichtsratZwei weitere Aufsichtsratsplätze der DFL GmbH, über deren Besetzung alle 36 Klubs der DFL abstimmten, bekamen Eric Huwer (HSV) und Ralf Huschen (Hertha BSC).
Anne Baumann (SV Darmstadt 98) bekam den separaten Zweitligaposten im Aufsichtsrat. Sie ist damit die erste Frau im Aufsichtsrat und die erste in der DFL-Führung seit dem Abgang von Donata Hopfen aus der DFL-Geschäftsführung. Aus dem Aufsichtsrat ausgeschieden waren Stephan Schippers (Borussia Mönchengladbach), Christian Keller (1. FC Köln) und Rüdiger Fritsch (SV Darmstadt 98).
Person | Verein |
---|---|
Hans-Joachim Watzke* | Borussia Dortmund |
Oliver Leki** | SC Freiburg |
Fernando Carro | Bayer 04 Leverkusen |
Anne Baumann | SV Darmstadt 98 |
Eric Huwer | Hamburger SV |
Ralf Huschen | Hertha BSC |
*Vorsitzender *stv. Vorsitzender
Präsidium weitgehend bestätigtDas Präsidium des DFL e. V. wurde in seiner bisherigen Besetzung quasi bestätigt. Watzke wurde ohne Gegenkandidat als Sprecher wiedergewählt und bleibt damit zugleich Aufsichtsratschef der DFL GmbH und DFB-Vizepräsident. Bei der UEFA war er im April im UEFA-Exekutivkomitee bestätigt worden und stieg auch beim europäischen Verband zum Vizepräsidenten auf.
Die beiden einzigen Änderungen im DFL-Präsidium: Der Platz von Bayern Münchens scheidendem Finanzvorstand Michael Diederich bleibt beim FC Bayern, geht aber zurück an Vorstandschef Jan-Christian Dreesen. Oke Göttlich (FC St. Pauli) und Steffen Schneekloth (Holstein Kiel) tauschen zudem die Rollen als 2. stellvertretender Sprecher und einfaches Mitglied. Gegenkandidaturen gab es bei keinem Posten.
Person | Klub |
---|---|
Hans-Joachim Watzke* | Borussia Dortmund |
Oliver Leki** | SC Freiburg |
Oke Göttlich*** | FC St. Pauli |
Jan-Christian Dreesen | Bayern München |
Axel Hellmann | Eintracht Frankfurt |
Steffen Schneekloth | Holstein Kiel |
Holger Schwiewagner | SpVgg Greuther Fürth |
Marc Lenz | DFL-Geschäftsführung |
Steffen Merkel | DFL-Geschäftsführung |
*Sprecher ** 1. stv. Sprecher
*** 2. stv. Sprecher
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